Langsam weben

Langsam weben.

Auf zwei Stäben.

Warum, zum Teufel, tut man sich das an? Es gibt doch so schöne Handwebstühle mit unzähligen Möglichkeiten. Technisch ausgereift, leicht zu bedienen, teuer zwar, aber es ist doch nur ein Hobby, man gönnt sich etwas Gutes, indem man so ein Ding kauft. Wirklich?

Der Blick in Länder außerhalb Europas zeigt: es geht auch anders. Textilien mit einer Mustervielfalt, deren Herstellung selbst auf einem Webstuhl  mit 16 Schäften unmöglich ist, werden seit Jahrhunderten in Mittel- und Südamerika sowie in Südostasien auf dem einfachen Gurtwebgerät (backstrap loom) angefertigt.

Die Dinge, die man für das Webgerät braucht, wachsen am Wegrand oder liegen im Gerümpel. Ein paar Haselstöcke in verschiedenen Stärken, einige alte Brettchen für die Webschwerter, eine dicke Schnur für den ersten Gurt, mehr braucht es nicht.

Nur Geduld, die sollte man reichlich haben. Denn hier geht nichts, aber auch gar nichts, schnell. So wird es HAND-WERK in seiner ursprünglichen Form: Entwurf und Ausführung sind in einer Hand vereint, die Weberin bestimmt, was gerade jetzt entstehen soll, nicht eine Maschine. Statt nur intelligenter Antrieb für ein technisches Gerät zu sein, wird man selbst ein Teil des erstaunlich simplen Webgeräts.

Dafür hat man immer jeden einzelnen Faden im Griff, kann während des Webens das Muster und den Mustertyp wechseln und in einer Komplexität weben, die mit einem europäischen Handwebstuhl rein über Einzug und Trittfolge unmöglich ist.

Selbstverständlich ist das nicht dazu gedacht, „Meter zu machen“. Wer größere Mengen gleichförmiges Gewebe benötigt, wird zum Trittwebstuhl greifen. Für kleine, möglicherweise stark gemusterte Einzelstücke, vom schmalen Band bis zur Größe einer Decke, und um das vorhandene Garn fast ohne Verluste nutzen zu können, ist das Gurtwebgerät in meinen Augen die bessere und preiswertere Lösung.

Gürtel 86MF

Neugierig?